Lagerkoller auch für Introvertierte

 

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Introversion ist auf der Welt etwa genauso verbreitet wie Extraversion. Trotzdem ist unsere Gesellschaft auf die Extrovertierten ausgerichtet. After-Work-Umtrunk, gesellige Wochenenden, rauschende Feste: Ausgehen ist die Norm; Zuhausebleiben kein Erlebnis, von dem man seinen Mitmenschen berichtet.

Auch unsere Arbeitswelt ist von den Extrovertierten dominiert: Sie wandern in der Unternehmenshierarchie schneller nach oben; nicht unbedingt, weil sie bessere Ergebnisse abliefern, sondern weil sie besser darin sind zu sagen: Guck mal, was ich da Geiles gemacht habe. Ach und übrigens: Führungsjob fände ich prinzipiell auch geil.

 

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Dabei zeigt die Wissenschaft: Introvertierte sind reflektierter, haben eine stärkeren Drang, ihr Wissen zu erweitern, sind bessere Beobachter, außerdem im Schnitt kreativer, selbstkritischer, umsichtiger und verständnisvoller.

Manche gehen daher so weit zu sagen, dass Introvertierte die besseren Mitarbeiter sind, wenn nicht gar die besseren Menschen.

Auch wenn dies zu lesen für Introvertierte natürlich schmeichelhaft ist, und ich mir persönlich wünsche, dass Introversion von der Gesellschaft und auch von Arbeitgebern mehr geschätzt wird, würde ich dennoch oft gerne zur Gruppe der Extrovertierten gehören. Zu jenen, denen ein Network-Event die reinste Freude bereitet, die gerne zum Telefon greifen und herumtelefonieren, um die Informationen zu bekommen, die sie brauchen, und die in einer neuen Stadt, in der sie niemanden kennen, schnell neue Freunde finden und in großen Gruppen freudig von ihren Erlebnissen berichten. Oft denke ich, dass Extrovertierte ein viel einfacheres, sorgenfreieres Leben führen und der Beruf nicht so viel Energie von ihnen abzieht.

 

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Die Coronakrise und die damit verbundene #stayathome-Zeit scheint zum ersten Mal ein gesellschaftlicher Vorteil für Introvertierte zu sein. Denn für sie ist Zuhausebleiben keine Zumutung. Schließlich gibt es Bücher, Netflix, Sprach-Apps, allgemein das ganze Internet, Bildbearbeitungsprogramme, Puzzle, Stifte und Papier, eine Küche und Essen, eine Wohnung zum Herrichten (sowieso ein Fass ohne Boden), Home-Workouts, Wohnzimmer-Yoga und Freunde zum Telefonieren. Die Möglichkeiten, sich zu Hause zu beschäftigen, sind grenzenlos.

Seit über anderthalb Monaten habe ich das Haus im Schnitt nur zweimal die Woche verlassen: Supermarkt-Besuche, dringende Arbeitsangelegenheiten und einzelne Spaziergänge – das war’s. Ich komme gut damit klar.

Aber: Obwohl ich mich zu Hause immer noch nicht langweile, ist mittlerweile doch der Wunsch da, das alte Leben wiederzuhaben; eine andere Wohnung zu sehen als die eigene, durch eine andere Stadt zu spazieren als die eigene, aus einer anderen Kaffeetasse zu trinken als der eigenen, an einem anderen Tisch zu essen als dem eigenen, einen Tag in andere Leben einzutauchen als nur dem eigenen.

 

 

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Den letzten Abend in Brüssel, als fast noch Business-as-usual herrschte, Gerüchte über einen kommenden Shutdown aber schon die Runde machten, verbrachte ich in einer kleinen Bar im Stadtteil Ixelles. Deutschsprachige EU-Korrespondentinnen verschiedener Medien saßen zusammen bei Wein, Brot, Käse und Oliven: Es ging um Klopapier und letzte Nudelpackungen, aber auch um Strategiepapiere, Kreislaufwirtschaft, den österreichischem Bundeskanzler Sebastian Kurz, Leaks und Spins, das Verhalten mancher Journalisten und wie sie ihre Männerzirkel festigen.

Das ist genau das, was mir nun am meisten fehlt: Ein geselliger, berauschender Weinabend, mit tollen Gesprächen, die einem mit dem Gedanken zurücklassen: Was ist das für ein wunderbares Leben. 

 

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Kleid: SheIn (hier)

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Schuhe: Adidas (ähnlich hier)*

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(c) Eva Fischer (Text und Fotos), Brüssel

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2 Gedanken zu „Lagerkoller auch für Introvertierte&8220;

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