Mittlerweile ist es über einen Monat her, dass Belgien in den Lockdown gegangen ist. Seit dem 18. März sollen die Belgier das Haus nur noch verlassen, um zum Supermarkt, zum Arzt oder zur Apotheke zu gehen oder zur Arbeit, sofern sich diese nicht im Homeoffice erledigen lässt. Spazierengehen und Sporttreiben im Freien bleibt aber weiterhin erlaubt – und dabei darf man auch einem Freund Gesellschaft leisten, sofern man ausreichend Abstand voneinander hält. Enge Familienmitglieder und Haushaltsangehörige dürfen auch gemeinsam das Haus verlassen.
Tage zuvor hatte die belgische Regierung bereits den Lockdown light angeordnet: Alle Restaurants, Cafés und Bars mussten schließen, außerdem sämtliche kulturellen Orte, Sportstätten und auch die Schulen. Zudem wurde die Bevölkerung gebeten, das Haus nur noch für unbedingt Notwendiges zu verlassen.
Es war die Zeit, in der allmählich die Panik ausbrach und die Regale in den Supermärkten leer wurden; die Zeit, in der Spanien und Frankreich die Ausgangssperre bereits beschlossen hatten und Italien längst im Chaos versunken war.
An jenem Dienstag, dem 17. März, tagte abends der Nationale Sicherheitsrats des Landes, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Und da das halbe Land bereits dichtgemacht war, war den Menschen völlig klar: Heute Abend werden sie die Ausgangssperre beschließen.
Was macht dieses Wissen mit einer Stadt? Wie sieht das hektische Brüssel aus, dessen Verkehr zu den Stoßzeiten täglich völlig kollabiert, wenn es zu Hause bleiben soll? Ich machte mich auf den Weg nach draußen, vorbei an Supermärkten, Wochenmärkten, dem EU-Parlament, an Parks und Plätzen, und fand mich schließlich in der historischen Innenstadt wieder, die normalerweise so von Touristen bevölkert ist, dass die Brüsseler Ausflüge dorthin vermeiden.
Ich sah eine leere Stadt mit vollen Parks, Schlangen vor den Supermärkten und nahezu unbesuchte Wochenmärkte, herumlungernde Teenager, die ihr plötzliches Schulfrei im Sonnenschein genossen, Skatergruppen, besetzte Bänke vor geschlossenen Cafés und Hobbyfotografen, die die Gunst der Stunde nutzten, endlich ein schönes Foto von sonst überlaufenen Stätten zu machen.
Nicht alle Beobachtungen ließen sich fotografisch einfangen; die Atmosphäre eines weitläufigen Parks passt nicht auf ein Bild, und Schlangen vor den Supermärkten sehen zwar im echten Leben beeindruckend aus, auf einem Foto stehen aber einfach nur ein paar Menschen gelangweilt herum.
Obwohl ich zahlreiche Fotos schoss, sortierte ich die meisten davon aus. Die übrigen sind die Momentaufnahme von einer Stadt, ihren Menschen und was diese tun, wenn sie wissen: Ab morgen sieht unser Alltag anders aus.
Rue des Champs
Église Saint-Antoine
Place Jourdan
Parc Leopold
EU-Parlament
Place Royale
Mont des Arts
Grand Place
Rue de Namur
Chaussée d’Ixelles
(c) Eva Fischer, Brüssel
Die Aufnahmen sind wirklich speziell, alles so leer. Ich kenne Brüssel nur voll mit Menschen. Ich mag den Charme der Stadt sehr gerne.