In eine neue Stadt zu ziehen – das ist immer ein bisschen wie Geburtstag. Wieder liegt etwas hinter einem und Neues steht bevor – aber man weiß nicht, was. Was genau man noch erleben wird, was das Leben noch für einen bereit hält. Das ist eine Überraschung.
Eine neue Stadt ist wie ein Überraschungspaket. Man sieht die Verpackung, aber was genau darin ist, ob es einem gefällt, das weiß man nicht. Was man etwas Neues entdeckt, was man mit dem Inhalt erleben wird – alles fraglich.
Man geht Straßen in der Nähe der neuen Wohnung entlang, und weiß nicht, was sich dort befindet. Ein hübsches Café, eine außergewöhnliche Fassade, Orte für schöne Fotos? Oder findet man dort Denkmäler, die an die Gräueltaten der Menschen erinnern? Die daran erinnern, dass Menschen diese Straßen entlang gegangen sind, denen das eine Leben, das sie hatten, genommen wurde.
In Überraschungstüten sind auch immer wieder Dinge, die nicht schön sind. Die man gar nicht haben möchte.
Erwartet man von Überraschungstüten nur Gutes, ist man enttäuscht. Erwartet man von einer Stadt nur Gutes, auch.
Eine ganz normale Straße, Häuser, Autos, Müll am Straßenrand, Nachkriegsbauten neben Art Nouveau. Und zwischendrin ein Haus, verziert mit bunten Mosaiksteinen. Guter Hintergrund für Fotos, dachte ich, begeistert darüber, was es in Großstädten alles zu entdecken gibt. Fotos im Kasten, einmal googlen, was es mit den bunten Häusern eigentlich auf sich hat. Dann: Oh Gott. Wie schrecklich.
Im Jahr 1997 brachte der Eigentümer ein Mietshauses in der Krahestraße durch eine Gasexplosion zum Einsturz. Sechs Menschen starben. Mitten in der Nacht, während sie schliefen, plötzlich von jetzt auf gleich, war ihr Leben vorbei. Der Hausbesitzer wollte seine Mieter loswerden und dort Luxuswohnungen errichten.
In Gedenken daran trommelte der Besitzer der Nachbarhäuser Jahre später einige Mosaikkünstler zusammen, mit dem Ziel, die Fassaden der Nachbarhäuser im Hundertwasser-Stil zu gestalten. Den Mietern sprach das Recht zu, die Außenwand der eigenen Fenster selbst gestalten zu dürfen.
Wenn jetzt, fast 20 Jahre später, Ortsunkundige die Straße entlang gehen, sehen sie die bunten Häuser. Sie fragen sich verwundert, was es damit auf sich hat. Und wenn sie googeln, dann erfahren sie die Geschichte der Gasexplosion, die Geschichte des eingestürzten Hauses. Und von den Menschenleben, die durch die Profitgier eines Menschen endeten.
So wurde dafür gesorgt, dass die Tragödie nicht vergessen wurde.
Man gestaltete aus etwas Dunklem etwas Buntes, damit das Dunkle nicht vergessen wird, aber die Gegenwart trotzdem bunt ist.
In einer Stadt gibt es immer auch Tragödien. Sie gehören dazu, sie gehören zum Leben.
Aber aus etwas Dunklem kann auch immer wieder etwas Buntes werden.
Und wie genau das aussieht, ist immer wieder eine Überraschung.
OUTFIT
Kleid: Asos
Cardigan: United Colors of Benetton
Tasche: Asos
Schuhe: Gabor
Nagellack: Anny – Luke Skywalker
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Fotos von Nina
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Düsseldorf, Krahestraße
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Eine schöne Kulisse und ein sehr hübsches Kleid. Steht dir richtig gut
Liebe grüße Michelle von beautifulfairy
Trotz der traurigen Geschichte finde ich die Bilder wunderbar!
Schöne Fotos 🙂
Ich finds immer total interessant die Geschichten hinter Häusern zu erfahren, auch wenn es weniger schöne sind. Aber ich finde, dass auch genau solche Häuser einer Stadt Charakter geben, nicht nur durch ihr besonderes Äußeres, sondern auch durch ihre Geschichte. Ich finds super, dass du das hier auch thematisierst 🙂
Liebe Grüße 🙂
Schöne Bilder, auch wenn die Geschichte zu dem Hintergrund natürlich wirklich nicht schön ist…ich wünsche dir einen guten Start in Düsseldorf! 🙂
Schöne Bilder ! Viel Spaß in der neuen Stadt 🙂
Danke 🙂