Die 15-Jährige in mir

„Wir sind zu alt für unsere Lebenssituation“, sagst du. Es ist Samstagabend und wir sitzen mit einem Glas Rotwein vor uns in einer Bar. Wir sind Mitte 20 und wir studieren noch.

Natürlich hat das Gründe: Ich habe vorher eine Berufsausbildung gemacht und war ein Semester im Ausland, du bist in deinem Zweitstudium.
Aber es stimmt: Wir sind nicht da, wo wir schon sein könnten. Aber wollen wir überhaupt dort sein? Sind wir nicht in diesem Moment hier genau richtig?

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Ich werde in diesem Monat 26.
10 Jahre ist es mittlerweile her, dass ich meinem 16. Geburtstag entgegen gefiebert habe.
10 Jahre. Das sind umgerechnet 120 Monate, 520 Wochen, 3.652 Tage.

3.652 einzelne Tage, die verstrichen sind und sich zu 10 Jahren summiert haben. Die zusammengesetzt fast die Hälfte meines bisherigen Lebens darstellen.

Wann ist das passiert? Wann genau ist soviel Zeit vergangen? Und was habe ich währenddessen gemacht?

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Ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich mich durch Online-Shops klicke, mich durch Crop Tops, Shorts und Blümchenkleider scrolle, und alles, was ich sehe, schön finde und trotzdem denke: Ich bin Mitte 20, ich sollte so etwas nicht mehr tragen.

Ich sehe Instagram-Profile mit verschnörkelten Betten und Lichterketten und denke: So ein Bett hätte ich auch gerne. Und der nächste Gedanke: Ich bin erwachsen und Erwachsene haben kein verschnörkeltes Bett mit Lichterketten.

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Ich vergesse manchmal, dass ich nicht mehr 15 bin. Dass meine Teeanger-Jahre lange hinter mit liegen, und dass seit dem Jahr 2004 elf Jahre vergangen sind. Ich vergesse manchmal, dass ich Mitte 20 bin. Weil es sich einfach nicht so anfühlt. Weil die vergangenen Jahre einfach so vorbeigerauscht sind.

Die 10. Klasse ist geschafft, Oberstufe, eine neue Schule, den Abschluss in der Tasche, es geht raus in die Welt, eine neue Stadt, die erste Arbeitsstelle, neue Menschen, die erste eigene Wohnung, ein neuer Alltag, die erste langjährige Partnerschaft, eine Fernbeziehung und die Trennung, ein eigenes Büro, das Studentenleben und ein Auslandssemester. Das war doch alles erst letztens.

Letztens wird nur irgendwie immer größer. Immer größer wird die Zeitspanne, die dieses Wort umfasst.

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Mein Leben als Studentin neigt sich dem Ende zu. Fast 4 Jahre sind schon wieder vergangen. Jahre voller WG-Partys, durchzechten Nächten, Aufregung und funkelnden Momenten gemixt mit Prüfungsstress, dreckigen Geschirrstapeln, Pizzaresten, Augenblicken der Verzweiflung und die große Ratlosigkeit, wohin das alles führen soll. Der Cocktail der Anfang- bis Mitte-Zwanzigjährigen. Der große Rausch. Und der große Kater. Jetzt haben wir beide nur noch ein paar Monate.

Dann packe ich wieder meine Umzugskartons, packe all die Jahre in Kisten, um sie in einer neuen Stadt wieder zu öffnen. Neue Arbeit, neue Menschen und neue Dinge, die ich erleben werde.
Die nächsten zehn Jahre brechen an. Wie letztens erst.

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OUTFIT

Rock: H&M // Crop Top: H&M // Jeansjacke: H&M // Ohrringe: Six // Tasche: H&M // Sandalen: Lise Lindvig // Nagellack: Essie Forever Yummy

Fotos: Julia M. (Blog)

Hamburg

25 Gedanken zu „Die 15-Jährige in mir&8220;

  1. Sehr schön geschrieben Eva. Gefühle, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich ertappe mich immer öfter dabei, von vor 20 Jahren!!! zu sprechen – im Dezember kommt die große 3! Und dann wieder, sind diese tollen Partys doch erst neulich gewesen. Und was stelle ich fest? Neulich kann und und gerne mal 16 Jahre her sein! Wahnsinn!
    Ich drück dir Daumen, für alles was da kommt!
    Liebe Grüße
    Ari

  2. Du hast die haargenau die gleichen Gedanken wie ich… Bin schon seit Ende März 26 Jahre alt und mir wird so schlecht, wenn ich daran denke, dass die 30 naht und ich dann offiziell für die gesamte Gesellschaft erwachsen bin.

    Da Problem ist, dass ich mich 1. so nicht fühle, 2. ich noch lange nicht mit meinem Studium fertig bin und 3. meine Regale auch die Regale einer 10 jahrigen sein könnten. (Voll gestopft mit Sailor Moon Zeug, Manga und vielen Trickfilmboxen von Serien aus den 90iger Jahren.

    Ist das schlimm? Ich hoffe nicht.

    Und mein Kleidungsstil ist auch so ähnlich wie deiner und ich habe Angst, dass ich das vom Alter her eigentlich nicht mehr tragen darf 🙁

    Liebe Grüße & toller Blog!

  3. Also ich glaube ja, dass man fuer einige Sachen nie zu alt wird 😉 Und man sich auch selber nicht in diese „zu alt fuer…“ Schublade stecken sollte, vor allem nicht was Mode angeht. Denn Schubladen sind das einzige was wirklich zu alt ist 😛 Zumal sich irgendwie alles um gefuehlte 10.15 Jahre nach oben verschoben hat.

    Du siehst doch toll aus mit Crop Top und kurzem Rock, warum also nicht?

    Lieben Gruss

    Alex – Funky Jungle

  4. Ich habe mich eine Zeitlang genau so gefühlt. Aber weißt du was? Ich scheiß drauf, was sich für Erwachsene gehört…denn ja: Ich arbeite, ich wohne in einer eigenen Wohnung, ich zahle meine Rechnungen…damit habe ich mir mehr als ein verschnörkeltes Himmelbett verdient- und du dir auch 🙂 (Ich bekomme auch noch dieses Jahr eines und werde schon 28 😉 )

  5. Wow, ganz toller Text – ich erkenne mich in so ziemlich jeden einzelnen Wort wieder auch wenn ich erst ein „Anfang-Zwanziger“ bin 🙂 Und machmal denke ich mir: ich hab doch gerade erst mit dem Studium begonnen und jetzt werde ich mit meinem Bachelor fertig … und werde meinen Master in einer neuen Stadt mit neuen Menschen anfangen … machmal geht mir alles zu schnell, weil ich liebe meine Leben genauso wie es jetzt genau ist!

    Alles Liebe, Theresa
    von http://theriswardrobe.com/

  6. Schöner Text! Ich werde in 1 Monat und 1 paar Tagen 26 und finde es auch irgendwie komisch, dass Anfang 20 dann wohl definitiv zuende ist. Da kann man dann auch kein Auge zudrücken. Ich studiere grade auch noch und deshalb vergesse ich auch ganz oft, dass man in meinem Alter eigentlich schon fester im Leben stehen könnte. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht 🙂

    Liebst, Laura
    diamondsandcandyfloss
    PS: Noch 2 Tage lang kannst du auf meinem Blog einen 25€ Gutschein für MYMUESLI gewinnen, vielleicht magst du dein Glück ja noch schnell versuchen 🙂

  7. Das wird auch den nächsten 10 Jahren nicht anders. Bin 35. Bei mir ist es genauso. Und wenn es sich je verändern sollte, dann habe ich irgendetwas falsch gemacht!

  8. Ich finde es auch echt heftig, wie schnell die Zeit vergeht, manchmal gucke ich mir Fotos an und denke mir dabei nur so, man das kann doch noch keine drei Jahre her sein? Das war doch erst vor kurzem? Ich bin jetzt im dritten Semester und musste feststellen, dass ich schon die Hälfte rum hab, fühlt sich auch noch gar nicht so an…
    Sehr schöne Bilder übrigens und die Bluse sieht richtig toll aus!
    Liebe Grüße 🙂

  9. Super toller Text!! 🙂 Hat mich total angesprochen…
    Du siehst auf jeden Fall noch nicht wie 26 aus 🙂 Könntest auch für 20 durchgehen;) Geniess dein Leben einfach weiter 🙂

    LG,

    Jen

  10. Mit 26 muss man sich doch nichts altershalber verbieten… ich werde auch 26, trage was mir gefällt, mache voraus ich Lust habe, kaufe mir mein Bett der Träume 😉 alt sein werden wir noch lange genug, geniesse das jetzt 😀

  11. Das Leben wäre doch zu langweilig, wenn wir nicht ab und zu den Teenager in uns das Ruder übernehmen lassen.
    Aber ich kann verstehen was du meinst. Als Teenager sehnt man sich danach endlich 18 zu sein und dann zu studieren. Doch dann ist das erste und dann das zweite Ziel geschafft und die Tage und Jahre ziehen an uns vorbei, ohne dass wir es wirklich merken.

    LG Chrissie

    http://www.chrissiesbigapple.blogspot.de

  12. Super schöner Text! Trifft es voll und ganz. Und: ich habe tatsächlich mit 21 noch ein verschnörkeltes Bett gekauft und wenn ich nicht mit meinem Freund zusammengezogen wäre, würde ich es immer noch benutzen – leider ist es zu klein. Wenn nicht jetzt, wann dann? 😀

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