Kathrin Hanke / Claudia Kröger – Blutheide. Ein Lüneburg-Krimi
Erster Satz:
Er schreckte aus dem Schlaf hoch.
Letzter Satz:
Im ENDE wohnt stets ein ANFANG
Die Geschichte dazwischen:
Eine traumatisierte Kommissarin, die in eine andere, weit entfernte Stadt zieht, um zu vergessen.
Ein Kriminalhauptkommissar – wegen Überstunden verlassen von seiner Ehefrau -, der seine berufliche Laufbahn aufs Spiel setzt, um seinen Bruder aus dem Schlamassel zu holen.
Ein Bruder, der ohne ein Wort die Stadt verlassen hat, um nach sieben Jahren wieder aufzutauchen und für Tumult zu sorgen.
Ein Serienmörder, der seinen Opfern poetische Sprüche diktiert und sie aufschreiben lässt, bevor er sie umbringt.
Irgendwie hat man das alles schon einmal gelesen, irgendwie ist das alles nicht allzu aufregend.
Erst als ein kleines Schulkind entführt wird, kommt so etwas wie Spannung auf. Was allerdings erst im hinteren Drittel des Buches passiert.
Davor hatte ich nur ein einziges Mal das Gefühl, das Buch nicht aus der Hand legen zu können. Allerdings entpuppte sich diese Szene, mit der der Leser auf eine völlig falsche Fährte gelockt wird, als ein Alptraum der ermittelnden Kommissarin. Welch eine innovative, originelle Idee!
Der Schreibstil der Autorinnen ist etwas holprig – erinnert sehr an die Arbeit eines Kreativ-schreiben-lernen-Kurses.
Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn in einem Buch viele Leerzeilen vorkommen, und das Buch dementsprechend innerhalb eines Kapitels nochmals gegliedert ist (und mir somit häufige Pausen ermöglicht werden). Aber in diesem Buch war es einfach zu viel des Guten. Da muss nur mal eine der Hauptpersonen ihren Gedankenfluss wechseln – schon wird der Text durch Leerzeilen unterbrochen. Ein Gespräch wird beendet – wieder Leerzeilen. Obwohl sich die Gesprächsteilhaber immer noch in der gleichen Szenerie befinden und sich nur in ihrem Kaffee rührend anschweigen, anstatt zu reden.
Folglich gibt es keine Doppelseite, in der der Leser nicht mit Leerzeilen konfrontiert wird, was den Lesefluss sehr stört – um nicht zu sagen behindert.
Wenn die Protagonisten ihren Gedanken nachhingen, haben die Autorinnen diese Gedankengänge immer dadurch beendet, indem sie von irgendeinem Kassierer/Kellner/Spaziergänger angepflaumt wurden, ob sie denn jetzt mal bezahlen/bestellen/aus dem Weg gehen wollen. Das war nicht nur nervend für die erfundenen Menschen im Buch, sondern auch für mich als Leser.
Fazit: Eine durchschnittliche Geschichte, mittlerer Spannungsbogen, ein noch nicht ausgefeilter Schreibstil, und Protagonisten, die man bestenfalls als durchschnittlich, eher aber als langweilige Charaktere beschreiben könnte.
Das Buch ist nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Vielleicht müssen die beiden Autorinnen einfach noch ein bisschen üben.
Dazu scheinen die beiden vermutlich auch noch die Gelegenheit zu haben. Da am Ende einiges offen gelassen wurde, wirkt es so, als hätten die Autorinnen/der Verlag eine Krimiserie in Planung.
Bewertung:
3 von 5 Sternen
Meinen ersten Leseeindruck kann man hier nachlesen.
Kathrin Hanke / Claudia Kröger – Blutheide
erschienen bei Gmeiner 2013
ISBN 3839214262
275 Seiten
9,99 EUR
Ein Gedanke zu “[reading] Mord bei mir um die Ecke”